Exit

Frauennotruf Mainz eröffnet Fachstelle für Männer* und TIN*Personen (Trans-, Inter- und Nichtbinäre Personen), die sexualisierte Gewalt erfahren haben

Anlaufstelle für gewaltbetroffene Männer*

Seit über 45 Jahren setzt sich der Frauennotruf Mainz mit dem Thema sexualisierte Gewalt und den gesellschaftlichen Ursachen auseinander. Neben der Unterstützung von betroffenen Frauen*, Mädchen* und deren Vertrauenspersonen sowie von Fachpersonen ist der Blick der Fachstelle dabei immer auf gesellschaftliche und politische Macht- und Ungleichheitsstrukturen gerichtet. 

Jetzt ist die Mainzer Fachstelle einen Schritt weiter gegangen und eröffnet eine Anlaufstelle für betroffene Männer* und TIN*Personen, die sexistische Diskrimnierung, sexualisierte Übergriffe und Gewalt erlebt haben.  

„Der zunehmenden öffentlichen Debatte von sexualisierten Grenzverletzungen, Übergriffen und Gewalt von Trans*Personen, Jungen* und Männern*, die 2010 durch das Bekanntwerden der Missbrauchsfälle am Canisius-Kolleg startete, steht bundesweit ein geringes Angebot an unterstützenden Fachstellen gegenüber“, erläutert Eva Jochmann vom Frauennotruf Mainz. 

Aus diesem Grund haben sich auch immer wieder betroffene Trans*Personen und Männer* an die Mainzer Fachstelle gewandt. Und auch im Rahmen von Vorträgen und Fortbildungsveranstaltungen des Frauennotrufs wurden Fragen nach Unterstützungseinrichtungen für Jungen* / Männer* gestellt, sowohl von Betroffenen als auch von Fachkräften und Bezuspersonen.

Die Beschäftigung mit den gesellschaftlichen Machtstrukturen, den ungleichen Geschlechterverhältnissen, die ursächlich für Erfahrungen sexualisierter Gewalt sind, machen deutlich: auch Trans*Personen, jugendliche Jungen* und Männer* erfahren sexualisierte Gewalt, Frauen werden auch zu (Mit-)Täterinnen. Über das Ausmaß liegen hingegen wenig verlässliche Zahlen vor, männliche Betroffene von sexualisierter Gewalt sind nach wie vor nicht im Blick: Sexualisierte Gewalt an Jungen* und Männern* ist noch stärker tabuisiert als sexualisierte Gewalt an Mädchen* und Frauen*.  

„Aufgrund unserer jahrzehntelangen gewachsenen und professionalisierten Erfahrung zum Themenbereich sexualisierte Gewalt haben wir die größte Expertise und somit eine Verantwortung, ein Unterstützungsangebot für von sexualisierter Gewalt betroffene Trans*Personen, jugendliche Jungen* und Männer* in Rheinland-Pfalz zu implementieren“, ergänzt Anette Diehl. “Die Öffnung steht für uns nicht im Widerspruch zur feministischen Haltung: die Ursachen sexualisierter Gewalt sind für alle gleich: sie stecken in den gesellschaftlichen patriarchalischen Machtverhältnissen, die das System der Zweigeschlechtlichkeit erhalten und festigen sollen.” 

Auch Studien zeigen deutlich: Durch spezialisierte und qualifizierte Beratung von Betroffenen können Folgeschäden sexueller Traumatisierungen (psychische und soziale ebenso wie ökonomische) gemindert werden. Langzeitfolgen werden dadurch reduziert. Ein niedrigschwelliges und kostenloses Unterstützungsangebot, das auch anonym in Anspruch genommen werden kann, ist für viele Betroffene oft die erste Anlaufstelle. Die Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen sprechen zu können, ist für die Betroffenen sehr hilfreich und ermutigend. Eine parteiliche Haltung, die die gesellschaftlichen Strukturen einbezieht und die Betroffenen nicht pathologisiert, eröffnet für viele erstmals die Möglichkeit der Unterstützung. 

 „Die andauernde Versorgungslücke für von sexualisierter Gewalt betroffenen Trans*Personen, jugendlichen Jungen* und Männer* einerseits und der zunehmend erkennbare Bedarf nach Beratung und Unterstützung waren ausschlaggebend dafür, unsere Angebote zu erweitern und eine Anlaufstelle in Mainz zu errichten für Trans*Personen, jugendliche Jungen* und Männer*, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind oder waren,“ fassen Diehl und Jochmann zusammen.  

Der Aufbau der Anlaufstelle für von sexualisierter Gewalt betroffenen Trans*Personen, jugendlichen Jungen* und Männer* wird finanziert aus Mitteln der Deutschen Fernsehlotterie. (verantwortlich: Eva Jochmann)